Die EEG-Umlage steigt, obwohl kaum Erneuerbare Energien ausgebaut wurden. Gabriel hatte also Unrecht: Es zeigt sich, dass die steigende EEG-Umlage nichts mit dem Ausbau der günstigen Energieträger Sonne und Wind zu tun hatte. Darauf hatten Fachkreise längst hingewiesen.
Sinkende Börsenpreise durch eine Überproduktion von Strom aus Kohle und Atom sind – neben den Industrieausnahmen – das Hauptproblem. Dem könnte die Politik mit einfachen Schachzügen abhelfen. Eine Kohlenstoffsteuer würde zum Beispiel die Preise an der Strombörse steigern. Das senkt in der Folge sowohl EEG-Umlage als auch Systemkosten und bietet gleichzeitig effizienten Klimaschutz. Warum?
Eine Kohlenstoffsteuer senkt die Stromrechnung
Von 2009 bis 2016 ist der durchschnittliche Börsenpreis – vor allem dank Erneuerbaren Energien – von über 7 Cent auf teilweise unter 3 Cent. Da die Erneuerbaren Energien seit 2010 als Graustrom an der Börse verkauft werden, sinken dadurch ihre Einnahmen. Den Erneuerbaren Energien fehlen also 4 bis 5 Cent zu ihrer Finanzierung. Das zahlen die Stromkunden. Würde der Strompreis wieder steigen, sinkt die Umlage deutlich. Eine nationale Kohlenstoffsteuer bietet eine effiziente, für alle gut berechenbare und sehr klimafreundliche Lösung.
80 Euro pro Tonne CO2
Bisher dürfen herkömmliche Kraftwerke fast ungebremst Klimagase produzieren. Das UBA schätzt die Kosten des Klimawandels durch eine Tonne CO2 auf 80 Euro. Wenn wir diese Kosten einpreisen, dann kostet eine Megawattstunde Braunkohlestrom legitimerweise in etwa 80 Euro mehr. Legt man diesen Betrag als notwendige Kohlenstoffsteuer fest und hätte im Jahr 2015 die Einkünfte genutzt, um die Ausgaben für die EEG-Anlagen zu decken, wären keine zusätzlichen Kosten in Form einer EEG-Umlage für die Stromverbraucher angefallen.
Als zusätzlicher Begleiteffekt würde unser Strommarkt flexibler. Laut Berechnungen von Energy Brainpool beginnt ab einem Fixpreis von 80 Euro pro Tonne CO2 eine nennenswerte Nachfrageverschiebung von störenden und klimaschädlichen Kohlekraftwerken hin zu effizienten und flexiblen Gaskraftwerken. Sie kommen dann deutlich mehr zum Zug. Dadurch sinken auch die Kosten für *Systemdienstleistungen.
*Systemdienstleistungen
Die Systemdienstleistungen sorgen für eine sichere Stromversorgung. Sie werden über die Netzkosten abgerechnet. In Zahlen ausgedrückt beliefen sich die Kosten für Systemdienstleistungen im gesamten Jahr 2014 insgesamt auf 370 Mio. Euro. 2015 stiegen diese Kosten allein im ersten Halbjahr auf 400 Mio. Euro. Das ist eine alarmierende Verdoppelung in kürzester Zeit.
Ein besonders großer Posten der Systemdienstleistungen, auf den nahezu die Hälfte der Kosten entfällt, ist das “Einspeisemanagement” (abgeregelte Erneuerbare Energien). Im ersten Halbjahr 2015 sind 1.581 GWh (oder 1.581.000.000 kWh) Erneuerbarer Strom verloren gegangen, weil wir zu viel inflexiblen Strom im Netz haben. Bezahlt hat die entstandenen Kosten von 150 Mio. Euro der Verbraucher. Das ist teuer, schade und unnötig.
energie neu denken gUG
energie neu denken setzt sich für den bürgernahen Ausbau der Erneuerbaren Energien ein. Die gemeinnützige Beratungsgesellschaft kämpft für eine volkswirtschaftlich sinnvolle, gerechte und sozial verträgliche Transformation des deutschen Strommarktes.
Dazu organisiert energie neu denken Informationsveranstaltungen, berät Umweltorganisationen und setzt Kampagnen für Erneuerbare Energien und gegen atomare und fossile Techniken um.
Für Fragen steht Ihnen Frau Trudel Meier-Staude (Tel. 089-35 65 33 44, Mail info@energie-neu-denken.de) von energie neu denken gUG gerne zur Verfügung.
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