Zahlenspielerei EEG-Umlage

Eine Erfolgsgeschichte wird gezielt torpediert

Die deutschen Stromnutzer haben über 16 Jahre ein volkswirtschaftliches Wunder mitgetragen. Seit dem Jahr 2000 haben sich die Erneuerbaren Energien im deutschen Stromnetz etwa versechsfacht. Ihr Anteil ist von ca. 5% auf mittlerweile über 30% im Jahr 2016 gestiegen.

Der Preis scheint hoch. Mit 6,354 Cent hat sich die Umlage seit 2009 etwa versechsfacht.
Was allerdings selten gesagt wird: Von den 6,24 Cent sind nur etwa 2,5 Cent reine Förderkosten.

Während die tatsächlichen Kosten seit 2010 kaum steigen, explodiert die EEG-Umlage. Das liegt vor allem an den Industrierabatten und dem sogenannten Umlageparadoxon.

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(Quelle: Agentur für Erneuerbare Energien)

Diese politischen Fehlentscheidungen müssen im Sinne einer volkswirtschaftlichen Energiewende verändert werden. Derzeit gehen etwa 2 Cent der Umlage auf großzügige Industrieprivilegien zurück. Der Börsenpreis macht rechnerisch rund 1,5 Cent aus. Was würde zum Beispiel passieren, wenn diese größten Preistreiber der Umlage verändert werden?

Was wäre wenn: die Industrie ihre Vorteile weitergibt

Große Industrieunternehmen profitieren von der Energiewende doppelt. Die meisten Unternehmen zahlen kaum Umlage und kaufen gleichzeitig ihren Strom extrem günstig ein. Von 2009 bis 2016 ist der durchschnittliche Börsenpreis – vor allem dank der erneuerbaren Energien – von 7,16 Cent auf 3,13 Cent (Preis laut Prognose 15.10.2015) um rund 4 Cent gefallen. Würden die privilegierten Unternehmen diesen Vorteil weitergeben, indem sie 4 Cent mehr zur Umlage beitragen, also im Schnitt 4,348 Cent, und sich beim privilegierten Kraftwerkseigenverbrauch wenigstens mit 40 Prozent an den Solidarkosten beteiligen (wie es die Photovoltaik und flexible BHKWs mittlerweile müssen), dann würde die Umlage auf 5,07 Cent sinken.

Was wäre wenn: die erneuerbaren Energien einen würdigen Preis bekämen

Erneuerbare Energien sind wertvoll. Viele Kunden wären bereit einen angemessenen Preis für echten Grünstrom zu bezahlen. Dafür kämpfen die ehrlichen Ökostromanbieter seit Jahren. Stattdessen wird der EEG-Strom an der regulären Börse verschachert. Wenn allerdings der Börsenpreis fällt, müssen die Stromkunden über die Umlage höhere Differenzkosten tragen. Außerdem ist der beliebte Grünstrom nach diesem Transfer wertloser sogenannter Graustrom. Das ist widersinnig. Stattdessen könnten die erneuerbaren Energien einen eigenen Marktplatz bekommen und wären nicht dem Preisverfall durch zu viel Braunkohle ausgesetzt. Würden sie wenigstens einen Erlös von 7 Cent pro kWh erwirtschaften, läge die Umlage sofort bei 4,95 Cent.

Das Weißbuch von Sigmar Gabriel versagt leider

Das Weißbuch des BMWi setzt leider weiter auf den bestehenden freien Markt, der die erneuerbaren Energien aufgrund des Preisverfalls diskreditiert und auch in Bezug auf den bestehenden Kraftwerkspark die falschen Anreize setzt. So steigt die Verstromung von Braunkohle und Gaskraftwerke gehen aus dem Markt. Klimapolitik spart das Weißbuch aus. Alte störende Kraftwerke bekommen Geld, damit sie still stehen. Die Bürgerenergiewende wird durch Ausschreibungen gestoppt und der Ausbau verteuert. Kurz gesagt: Das Weißbuch setzt sich stark für eine Verteuerung der Energiewende ein, weil es versucht die erneuerbaren Energien in den alten fossilen Markt zu pressen.

Wo muss Politik ansetzen?

Politische Maßnahmen müssen die Industrie mit ins Boot holen. Dadurch sinkt die Umlage und große Verbraucher hätten einen Anreiz ihre Lasten systemstabilisierend und kostensenkend zu verschieben. Ein angemessener CO2 Preis bevorzugt innovative, sparsame und flexible Kraftwerke. Dadurch bekommt die Energiewende eine höhere Klimarelevanz und die erneuerbaren Energien hätten die richtigen Partner im Markt. Die Strompreise an der Börse könnten moderat steigen und dadurch die Kosten der Endverbraucher senken. Und natürlich braucht ein neues System einen veränderten Markt! Im Grunde muss für eine gerechte Energiewende alles neu gedacht werden. Aber das traut sich das Weißbuch nicht. Das hat Sigmar Gabriel verpasst.