Ein Systemwechsel ist notwendig

100 % Erneuerbare Energien sind machbar. Der zügige Ausbau der regenerativen Stromerzeugung muss weiter gehen.

Wir brauchen dazu einen Systemwechsel. Wesentlich ist ein Umdenken in den Köpfen:

1. Zuallererst müssen neue Ansätze zur Energieeinsparung gefördert und umgesetzt werden.
2. Eine sektorenübergreifende Betrachtungsweise von Strommarkt, Wärmemarkt und Elektromobilität ist essentiell und muss den derzeitig zumeist eingenommenen unwirtschaftlichen eindimensionalen Standpunkt ablösen, der die Sektoren einzeln betrachtet.
3. Basis des Ganzen kann nur ein flexibler Strommarkt sein, der die Ablösung von Grundlastkraftwerken bedingt.

Wie funktioniert ein flexibler Strommarkt?

Stromproduzenten, Verbraucher und Speichertechnologien müssen klug miteinander kombiniert werden.

Herzstück dabei ist eine vernetzte Koordinierung  aller Mitspieler. Verschiedene Produzenten (Wasser, Wind, Sonne, Biomasse und Geothermie) speisen ihren Strom ein. Öffentliche Gebäude, Haushalte und Industrieunternehmen agieren als intelligente Verbraucher, die Ihre Nutzung auf das Stromangebot einstellen. Weht etwa sehr viel Wind, so werden automatisch Maschinen oder Geräte aus Industrie oder Haushalt zugeschaltet. Andernfalls gehen Verbraucher vom Netz.
Durch ein angepasstes Lastenmanagement werden Stromspitzen abgefangen. Beispielsweise werden  Kühl- und Wärmesysteme gespeist und Elektroautos geladen.  Steht weniger Strom zur Verfügung so werden die Ladevorgänge unterbrochen und z B. Kühlhäuser kurzzeitig vom Netz genommen. Anreize hierfür werden durch Strompreise gesetzt, die auf dem regionalen Stromangebot basieren.

Mit Speichertechnologien wird dann noch verbleibende überschüssige Energie genutzt. Das können zum Beispiel Druckluftspeicher, chemische Speicher oder Pumpwasserspeicherkraftwerke, aber eben auch Wärme oder Kälte sein.

Für Zeiten mit geringerem Stromangebot müssen Ausgleichskraftwerke  bereit stehen. Sie müssen verlustarm, schnell einsetzbar und flexibel sein. Kleine Blockheizkraftwerke, vielleicht auch Gaskraftwerke können so etwas leisten. Dagegen stören Kohle- und Kernkraftwerke diesen Prozess. Sie verstopfen die Stromleitungen regelrecht.

Zur Abrundung werden die Netze so modernisiert und ergänzt, dass ein gegebenenfalls noch bestehendes hohes Stromaufkommen abgefangen werden kann und Energie dorthin bringt, wo sie benötigt wird.

Wie geht es weiter: Anspruch und Wirklichkeit

Ein Systemumbau in diesem Ausmaß benötigt Kraft, Motivation und Kreativität. Bürger und Politiker sind gleichermaßen gefragt. Die Politik steht nach wie vor in der Pflicht, einen sinnvollen Rahmen für eine zukunftsweisende volkswirtschaftliche Umsetzung zu schaffen.