Blackout des Monats – September 2013

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Der Blackout des Monats wird im September 2013 vergeben an:

Utz Tillmann, Sprecher des Verbandes der Chemischen Industrie (VCI)


Seine Worte:

„Sobald eine neue Regierung gebildet ist, muss diese als Übergangsmaßnahme einen sofortigen Förderstopp für Neuanlagen für erneuerbare Energien verabschieden.“

(Wirtschaftswoche, 23. September 2013)


Fachliche Begründung:

Die chemische Industrie bezieht sich in ihrer Aussage auf den Elektrizitätsmarkt und die Förderung der Erneuerbaren Energien. Beständig wird vor dem Anstieg der Strompreise gewarnt. Zu Unrecht werden die Erneuerbaren Energien als Kostentreiber beschuldigt. Der Verband der Chemischen Industrie arbeitet seit Jahren eifrig an Sonderregelungen und setzt gezielt einen gesetzten Aufschrei direkt vor die Koalitionsverhandlungen.

Der Grundtenor der Industrie ist beständig, dass die Strompreise zu hoch seien. Diese Argumentation ist vor allem aus zwei Gründen erstaunlich. Zum einen hat der Ausbau der Erneuerbaren Energien nur wenig mit der Steigerung der EEG-Umlage zu tun. Zum anderen zahlt die energieintensive Industrie kaum Umlage und profitiert sogar ökonomisch von den positiven Auswirkungen des fallenden Strompreises an der Börse.

Ausbau der Erneuerbaren Energien und Umlagesteigerung

Auch für 2014 ist eine Umlagesteigerung vorherzusehen. Laut einer aktuellen Studie von Energy Brainpool gehen im nächsten Jahr wieder nur 13 Prozent der Erhöhung auf den Ausbau der Erneuerbaren Energien zurück.

Etwa die Hälfte und damit der Löwenanteil der Umlagesteigerung entstehen durch den paradoxen Zusammenhang, dass der Strom an der Börse immer billiger wird und deshalb die EEG-Umlage und damit die Preise der Endkunden steigen, denn die Stromkunden müssen die entgangenen Einnahmen ausgleichen. Darüber hinaus machen die Ausnahmeregelungen für die Industrieunternehmen etwa ein Viertel der vorhergesagten Umlagesteigerung aus. Der Bundesverband Erneuerbare Energie kommt zu einem fast deckungsgleichen Ergebnis. Auch das Öko-Institut und Agora Energiewende kommen durch sehr nachvollziehbare Berechnungen zu dem allgemeinen Ergebnis, dass der Ausbau der Erneuerbaren Energien bei dem derzeitigen Stand der Dinge fast keinen Einfluss auf die Gesamtkosten hat (Offshore-Windkraft ausgenommen). Ein Ausbremsen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien (wie es die chemische Industrie fordert) hätte also in Bezug auf die Kosten gar keinen Sinn.

Strompreise der energieintensiven Industrie

Beständig verschweigt die energieintensive Industrie (die chemische Industrie eingeschlossen), dass die Großverbraucher bisher nur Vorteile durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien hatten. Die Preise an der Strombörse sinken seit Jahren drastisch und sind derzeit auf dem Stand von 2005. Laut einer Studie des Forums Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft (FÖS) hat sich der Einkaufspreis für Großkunden an der Leipziger Strombörse von Januar 2008 bis Oktober 2012 um 22 Prozent verringert. Im gleichen Zeitraum lagen die monatlichen Strompreise 7 Prozent unter dem Durchschnitt der restlichen europäischen Energiebörsen.

Ein Blick in die Preisindices des VIK (Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft e.V.) bestätigt diesen Abwärtstrend. Die energieintensive Industrie kauft ihren Strom zum Großteil direkt an der Börse. Ihr kommen die fallenden Preise direkt zugute. Diese fallenden Preise hat die chemische Industrie zum Großteil dem Ausbau der Erneuerbaren Energien zu verdanken.

In Bezug auf die Strompreise energieintensiver Unternehmen ist es zudem wichtig, dass diese kaum soziale Kosten mittragen. Sie sind weitgehend von der Umlage für Erneuerbare Energien befreit und zahlen auch kaum Netzentgelte.

Laut der Broschüre „Chemiewirtschaft in Zahlen 2013“ des VCI (Verband der Chemischen Industrie) geht es der Branche sehr gut. In fast allen Bereichen wurden Umsatzsteigerungen verzeichnet. Die Renditen sind seit Jahren hoch und die Beschäftigungszahlen steigen in fast allen Bereichen der chemischen Industrie. Wahrscheinlich dank der umfangreichen Lobbyarbeit des Verbandes.

Was ist der Blackout des Monats?

Der Blackout des Monats (BOM) kürte irritierende Bemerkungen aus Politik und Wirtschaft zum Thema Strommarkt und Energiewende.
Pokal war eine Taschenlampe mit Dynamo, die dem „Gewinner“ künftig als wegweisendes Licht und Sicherheit dienen sollte.
Viele interessierte Bürger suchten Zitate des laufenden Monats. In der Nacht auf den ersten Werktag des Folgemonats wurde der BOM jeweils gekürt.