Blackout des Monats – November 2013

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Eine Aktion von:



Der Blackout des Monats wird im November 2013 vergeben an:

Hannelore Kraft, Ministerpräsidentin
des Landes Nordrhein-Westfalen (SPD)


Ihre Worte:

„Ich bin ein Freund der Kohle. Und das bleibe ich auch.“

(WDR „Kreuzverhör“, 15. November 2013)


Fachliche Begründung:

Treue und Verlässlichkeit sind erstmal positiv zu bewerten. Allerdings schließt es sich im Energiebereich aus, manche Freundschaften parallel zu unterhalten. Wenn Frau Kraft nun einmal „Freund der Kohle“ ist, kann Sie nur gegen die Erneuerbaren Energien arbeiten. Und das hat sie in den Koalitionsverhandlungen mit Leib und Seele getan.

Es zeigt sich bereits bei dem derzeitigen Ausbaustand der Erneuerbaren Energien, dass Braunkohle- und Kernkraftwerke nicht mit Erneuerbaren Energien zusammen passen. Der Ausstieg aus der Kernkraft und der Einstieg in die Erneuerbaren Energien kann aus physikalischen Gründen nicht durch Braunkohlekraftwerke abgepuffert werden. Dies zeigt schon ein kurzer Blick auf die derzeitige Marktsituation.

Entgegen allen Blackout-Szenarien der letzten Jahrzehnte zum Ausstieg aus der Kernenergie haben wir bisher nie ein physikalisches Problem aufgrund von fehlenden Kraftwerkskapazitäten gehabt. Viel eher hat Deutschland und auch die europäischen Nachbarländer ein wirtschaftliches Thema und eine technische Herausforderung durch Stromüberschüsse, denn die unflexiblen Braunkohlekraftwerke können oder wollen nicht auf Schwankungen der Erneuerbaren Energien reagieren.

Immer öfters könnten die Erneuerbaren Energien genug Strom produzieren, um Deutschland für eine gewisse Zeit zu versorgen. Trotzdem laufen viele Kohlemeiler weiter und werden zum Problem. Einerseits sind die Leitungen überfüllt. Andererseits fallen die Preise an der Strombörse in Deutschland und Europa. Die Nachbarländer bis hin zur Schweiz schimpfen. Die Kraftwerksbetreiber in Deutschland jammern über zu niedrige Gewinne und drohen mit einem Blackout. Dadurch wollen sie sogenannte Kapazitätszahlungen erpressen. Das bedeutet, dass sie dafür bezahlt werden, dass sie ihre Kraftwerke am Netz halten. Dabei können die bestehenden alten Freunde von Frau Kraft nicht solidarisch mit den Erneuerbaren Energien arbeiten.

Damit Kohlemeiler noch eine Zeit weiter laufen können, wird die Energiewende mit dem Koalitionsvertrag politisch gestoppt. Die Erneuerbaren Energien (außer der teuren Offshore Technologie) dürfen laut Koalitionsvertrag nur noch minimal ausgebaut werden. Außerdem müssen sie sich in Zukunft zwanghaft dem Markt anpassen, indem sie ihren Strom selbst vermarkten sollen. Es steht zusätzlich die Idee im Raum, dass sie einen Grundlastanteil garantieren müssen. Dies soll möglicherweise die Versorgungssicherheit gewährleisten. Eine Aufgabe, die viel besser und kostengünstiger aus einer übergeordneten Position, zum Beispiel von den Übertragungsnetzbetreibern, organisiert wird. Dies hat jahrzehntelang perfekt funktioniert. Laut Koalitionsvertrag müsste nun doppelte Arbeit geleistet werden. Erst entsteht –voraussichtlich durch Stromhandel – ein virtueller Flickenteppich und dann muss noch eine eigene Dienststelle alles überwachen und lokal nachbessern. Die einzige tatsächliche Auswirkung wäre, dass Erneuerbare Energien nicht mehr von Bürgern, Landwirten oder Kommunen ausgebaut werden, sondern nur noch große Energieversorger diese Auflagen umsetzen können.

Gaskraftwerke dagegen könnten durch ihre hohe Flexibilität Schwankungen in Angebot und Nachfrage der Erneuerbaren Energien ausgleichen. Außerdem werden Gaskraftwerke auf lange Sicht wichtig, weil sie den derzeit einzigen saisonalen Speicher „Methan“ als Rohstoff nutzen. Es wäre also zielgerichtet und nachhaltig, den Kraftwerkspark auf diese Technik auszurichten, statt weitere Umwege über unflexible und dreckige Energieproduzenten zu gehen.

Wenn Energiewende sinnvoll und kostengünstig umgesetzt werden soll, dann muss die Politik jetzt vorausblickende Weichen stellen. Wir benötigen neue Marktmechanismen, die zu den Erneuerbaren Energien passen. Eine Ausbaubremse, wie im Koalitionsvertrag festgeschrieben, hat keinen Sinn und erhöht die Kosten, weil wir uns bereits mitten im Systemwechsel befinden und damit auf längere Sicht das neue und alte System bezahlen müssten.

Eine in diese Richtung vorausblickende Politik hat Frau Kraft – als Freund der Kohle – verhindert.

Was ist der Blackout des Monats?

Der Blackout des Monats (BOM) kürte irritierende Bemerkungen aus Politik und Wirtschaft zum Thema Strommarkt und Energiewende.
Pokal war eine Taschenlampe mit Dynamo, die dem „Gewinner“ künftig als wegweisendes Licht und Sicherheit dienen sollte.
Viele interessierte Bürger suchten Zitate des laufenden Monats. In der Nacht auf den ersten Werktag des Folgemonats wurde der BOM jeweils gekürt.