Blackout des Monats – Mai 2014

Medienpartner:

Eine Aktion von:



Der Blackout des Monats wird im Mai 2014 vergeben an:

Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag


Seine Worte:

„Sicherlich werden russische Lieferungen nicht schnell kompensiert werden können. Eine Loslösung von der Abhängigkeit wird Zeit brauchen. Denn die Produktion in den USA und Kanada lässt sich nicht so rasch hochfahren. Für Flüssiggas fehlen derzeit anscheinend Transportmittel. Neue Öl- oder Gasfelder im Mittelmeer müssen erst einmal erschlossen werden. Aber wichtig ist, dass sich Europa diesen Fragen stellt. Das ist nicht gegen Russland gerichtet, sondern eine vernünftige Reaktion auf das russische Verhalten aus den vergangenen Monaten.“

(Website der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, 09.05.2014)


Fachliche Begründung:

Es wirkt, als sei Herr Kauder ein Botschafter aus einer fernen Welt. Er bohrt nach Öl und Gas im Mittelmeer. Er denkt über Tankschiffe für Flüssiggas aus USA und Kanada nach. Eine Energiewende, über die ganz Deutschland diskutiert, die wir in Deutschland auch schon sehr weit voran gebracht haben, ignoriert er dabei völlig.

Eigentlich sprechen wir seit einigen Jahren davon, die Emissionen von Treibhausgasen in Deutschland um mindestens 40 Prozent bis 2020 gegenüber dem Stand von 1990 zu senken, bis 2050 sogar um 80 bis 95 Prozent.

Ein großer Hoffnungsträger, um dieses Ziel zu erreichen, ist die Stromversorgung auf Basis Erneuerbarer Energien. Nur in diesem Sektor liegt eine relativ zeitnahe 100prozentige Einsparung von Klimagasen überhaupt im Bereich des Möglichen. Gerade Sonne und Wind an Land sind mittlerweile sehr günstig im Ausbau. 25 Prozent der in Deutschland genutzten Elektrizität ist mittlerweile erneuerbar. Das verändert die Spielregeln bei der Versorgung. Die bestehenden Abnahmekriterien und die Börse kommen unter Druck und funktionieren nicht mehr reibungslos. Die alten Marktführer verteidigen natürlich ihr Revier. Eine Zeit der drastischen Veränderungen steht an und wird früher oder später kommen. Dazu benötigen wir vorausdenkende und kreative Politiker, die bereit sind – gegen eine große Lobby – ein bestehendes System umzudenken. Das ist anstrengend, aber dringend notwendig, denn nur so erlangen wir eine wirkliche Versorgungssicherheit. Ökonomische und ökologische Gründe gebieten ein schnelles Handeln.

Herr Kauder setzt dagegen weiter auf fossile Rohstoffe und sucht den Ausweg in einer Diversifizierung der Lieferanten. Dadurch verkompliziert er leider die Sachlage. Neue Rohstofflieferanten investieren nur, wenn sie Abnahmesicherheiten zugesagt bekommen. Verständlicherweise vertrauen sie dann auf einen langanhaltenden Absatz von fossilen Rohstoffen. Das lässt Animositäten bei den bestehenden Lieferanten steigen.

Zusätzlich verlangsamen die Ansprüche der neuen fossilen Lieferanten aber die schon fortgeschrittene Energiewende und verteuern dadurch den Prozess.

Ganz nebenbei und stillschweigend nimmt Herr Kauder auch die Gasförderung durch Fracking in Kauf und billigt damit eine chemische Verunreinigung des Grundwassers in weiträumigen Gebieten. Dazu gibt es in den USA bereits sehr negative Beispiele. Das passiert dann zwar vielleicht in anderen Ländern, aber Polen, das sehr mit der Frackingtechnologie liebäugelt, ist Deutschland doch sehr nah.

Kauder spricht davon, dass eine Loslösung von Abhängigkeiten Zeit braucht. Das gilt auch für ihn persönlich. Er beweist mit seinem Zitat, dass er noch in der Vergangenheit verhaftet ist und der Gegenwart und den dringenden Notwendigkeiten hinterher hinkt.

Vielleicht sollte er die Zukunft jemand anderem überlassen.

Was ist der Blackout des Monats?

Der Blackout des Monats (BOM) kürte irritierende Bemerkungen aus Politik und Wirtschaft zum Thema Strommarkt und Energiewende.
Pokal war eine Taschenlampe mit Dynamo, die dem „Gewinner“ künftig als wegweisendes Licht und Sicherheit dienen sollte.
Viele interessierte Bürger suchten Zitate des laufenden Monats. In der Nacht auf den ersten Werktag des Folgemonats wurde der BOM jeweils gekürt.