Blackout des Monats – Mai 2013

Medienpartner:

Eine Aktion von:



Der Blackout des Monats wird im Mai 2013 vergeben an:

Jan Fleischhauer, Journalist


Seine Worte:

„Wenn die Klimaforscher Recht behalten, wird die Temperatur auf der Erde bis zum Ende des Jahrhunderts um etwa drei Grad steigen. Für mich klang das viel, bis ich von ihm [gemeint ist ein Kollege] hörte, dass drei Grad dem Temperaturunterschied zwischen Hamburg und Freiburg entsprechen. Das Schlimmste, was uns passieren kann, ist demnach also, dass aus Hamburg wettermäßig Freiburg wird und aus Freiburg Marseille.“

(Spiegel Kolumne „Der schwarze Kanal“ am 23. Mai)


Fachliche Begründung:

Der Spiegel fällt seit langem mit Polemik bezüglich des Klimawandels auf und veröffentlichte auch im Mai wieder eine ganze Reihe an irritierenden Artikeln (einen hat die Redaktion offenbar nach externem Druck zurückgenommen). Doch selbst bei der Zeitschrift “Der Spiegel” stechen Sie, Herr Fleischhauer, durch seinen wilden und unseriösen Mix an Thesen hervor.

Sie beziehen sich in Ihrer Aussage sehr flapsig nur auf Deutschland. Ihnen fehlt dabei die Einsicht, dass die Folgen steigender Durchschnittstemperaturen selten auf dem Thermometer deutlich werden.

Nehmen wir zur Veranschaulichung die letzte Eiszeit vor gut 10.000 Jahren. Damals begann der Eispanzer zum Nordpol in der Mitte Deutschlands. Zu dieser Zeit war die Durchschnittstemperatur gerade mal 4 Grad weniger als heute. Wenn nun ein Durchschnittsanstieg von 3-4 Grad diesmal in nur 100 Jahren vor uns liegt, haben wenige Spezies (weder im Wasser noch an Land) eine Chance, sich anzupassen. Auf dem Weg bis dahin wird es weiterhin zunehmende Extreme geben, sagen die Klimaforscher schon lange. Wir erleben gerade über Europa, dass es – wie die bayrischen Bauern sagen – falsch regnet: Zur falschen Zeit, am falschen Ort, die falsche Menge.

Dies bringt in Europa noch keine existenziellen Probleme mit sich, denn die derzeitigen Ernteausfälle können kompensiert werden und bei Überschwemmungen und Erdrutschen wie in Deutschland, Italien oder Polen gibt es schnelle Hilfe über einen relativ gut funktionierenden Katastrophenschutz.

Mit einem weltoffenen Blick sieht das ganze aber bereits heute anders aus. Bei einem Sturm mit der Wucht von Katrina in New Orleans ziehen auch in Industrienationen natürliche Katastrophen enormes Leid und soziale Ungerechtigkeit nach sich. In Schwellen- oder Entwicklungsländern sind diese sekundären Folgen noch drastischer. Frauen, Kinder oder Menschen mit anderen Religionen/bzw. Hautfarben haben das Nachsehen und werden – glaubt man den Berichten von AugenzeugInnen – nachrangig behandelt und sie sind noch mehr als andere in den betroffenen Gebieten von kriminellen Übergriffen bedroht.

Über 100 Millionen Menschen leben in Küstennähe und sind von dem ansteigenden Meeresspiegel bedroht. Allein in Bangladesh würden nach und nach 15 Mio. Menschen ihr Zuhause verlieren.

Insgesamt geht es beim Klimawandel aufgrund von Hunger, Trinkwassermangel und Kriegsfolgen sehr viel um Verlust von Heimat und damit eine anstehende große Migrationswelle, die am Ende auch diejenigen Gebiete trifft, die aus purem Glück bewohnbar bleiben.

Klimaforscher sind in den meisten Fällen Wissenschaftler, die sich auf Zahlen beziehen. Gerade bei komplexen Themen wie dem Klimawandel können und wollen sie nur Tendenzen aufzeigen. Es ist für die meisten Fachgebiete bei diesem Thema unmöglich und unseriös, ein fertiges Bild als Antwort zu geben. Die Menschen sind in der Regel mit ihrer Angst allein gelassen und suchen einfache, im Idealfall auch positive und entlastende Antworten. Ein leichtes Spiel also für Klimaskeptiker oder „Klimakrieger“, wie die Zeitung „Die Zeit“ sie im November 2012 in einem gut recherchierten Artikel nannte. Klimakrieger sind PR-Manager, die von der Industrie gut dafür bezahlt werden, dass sie Zweifel am Klimawandel säen und somit politische Handlungen beeinflussen.

Ob Sie, Herr Fleischhauer, dazu gehören und für ihre Polemik bezahlt werden, könnte nur ein Blick auf ihre Konten entlarven. Gut allerdings, dass es seit kurzem vom Umweltbundesamt die von Ihnen angesprochene Liste mit bekannten „Klimawandelskeptikern“ gibt. Das macht es den Konsumenten leichter, verwirrende und unnötige Informationen schneller zu bewerten und zu verdauen. Auf Nahrungsmitteln ist mittlerweile ja meist auch vermerkt, wenn Giftstoffe enthalten sind.

Lesenswert hierzu „Die Klimakrieger“ (Zeit online)

Wie von der Industrie bezahlte PR-Manager der Welt seit Jahren einreden, die Erderwärmung finde nicht statt. Chronologie einer organisierten Lüge.

Was ist der Blackout des Monats?

Der Blackout des Monats (BOM) kürte irritierende Bemerkungen aus Politik und Wirtschaft zum Thema Strommarkt und Energiewende.
Pokal war eine Taschenlampe mit Dynamo, die dem „Gewinner“ künftig als wegweisendes Licht und Sicherheit dienen sollte.
Viele interessierte Bürger suchten Zitate des laufenden Monats. In der Nacht auf den ersten Werktag des Folgemonats wurde der BOM jeweils gekürt.