Blackout des Monats – Februar 2014

Medienpartner:

Eine Aktion von:



Der Blackout des Monats wird im Februar 2014 vergeben an:

Prof. Hans-Werner Sinn, ifo Institut


Seine Worte:

„Die einzige Hoffnung der Menschheit war die Atomkraft, und jetzt ist Deutschland auf dem großen Irrweg. Es macht sich schuldig an zukünftigen Generationen und ist ein schlechtes Beispiel für andere Länder. Die Schäden in der Natur durch die Atomkraft sind minimal im Verhältnis zu den verheerenden Schäden durch Kohlendioxid in der Atmosphäre. Wenn es noch einen dritten Weg gäbe, wäre es schön, aber der steht nicht wirklich zur Verfügung.“

(manager magazin am 05. Februar 2014)


Fachliche Begründung:

Die geradezu „biblischen Aussagen“ von Ihnen verfehlen gänzlich das Thema.

Die Erneuerbaren Energien sind die Energieform mit den wenigsten sekundären Auswirkungen und die Gestehungspreise der Anlagen sind dank der deutschen Entwicklung mittlerweile so niedrig, dass gerade Wind und Photovoltaik global errichtet und betrieben werden können. Während in Großbritannien die Atomkraft voraussichtlich 11 Cent pro Kilowattstunde feste Vergütung für 35 Jahre mit Inflationsausgleich zugesprochen bekommt, fallen die Zahlungen an Sonne und Wind in Deutschland unter 10 Cent pro Kilowattstunde für 20 Jahre. Das ist eine riesige Chance für eine gerechte und saubere Energiegewinnung weltweit.

Wenn Sie etwas anderes behaupten, dann sprechen Sie für eine Industrie, die im letzten Aufbäumen versucht, Einnahmen und Subventionen zu sichern.

Dabei werden fossile Rohstoffe noch einige Zeit parallel genutzt. Das ist logistisch unumgänglich. Aber selbst Staaten wie China oder Indien, die sehr auf Kohle und Atom gesetzt haben, sind in einem intensiven Umstrukturierungsprozess. Erneuerbare Energien werden dort massiv ausgebaut. Indien zum Beispiel möchte laut dem Hamburgischem WeltWirtschaftsInstitut bis 2022 knapp die Hälfte des Energiebedarfs mit regenerativen Energien decken.

Parallel ignorieren Sie die Schäden an Natur und Mensch durch die Atomkraft. Es ist Ihnen anscheinend nicht mehr im Bewusstsein, welche verheerenden Folgen die Atomkatastrophen in Majak, Windscale, Harrisburg, Tschernobyl oder Fukushima gebracht haben und immer noch bringen. Betrachtet man nur die genetischen Fehlbildungen, so gab es durch den GAU in Tschernobyl beispielsweise allein in Bayern 1.000 bis 3.000 zusätzliche Fehlbildungen. Für Europa wird insgesamt mit bis zu 10.000 schwerwiegenden Fehlbildungen gerechnet. Unter Bezug auf UNSCEAR, dem wissenschaftlichen Strahlenkommitee der UNO, kommt man auf 12.000 bis 83.000 mit genetischen Schäden geborenen Kinder in der Tschernobylregion und auf 30.000 bis 207.500 weltweit. Betrachtet man bei der Havarie der Atomkraftanlagen in Fukushima allein das Auftreten von Schilddrüsenkrebs bei Kindern, so ergibt sich ebenfalls ein erschreckendes Bild. Bei der Untersuchung von 175.499 Kindern wurden in 43% der Fälle gutartige Zysten oder Knoten in der Schilddrüse festgestellt. Diese auffälligen Befunde sind bei Kindern (anders als bei Erwachsenen) als Vorstufe von bösartigen Veränderungen zu sehen.

Aber ganz abgesehen von großen Unfällen, ist auch der Normalbetrieb eines Atomkraftwerks für die Umgebung, insbesondere für Kinder, sehr gefährlich. Das zeigt die Kinderkrebsstudie (KiKK-Studie) von 2007, die immer wieder verdreht dargestellt wird. Fakt ist allerdings, dass „Kinder, die im Umkreis von bis zu fünf Kilometern um ein deutsches Atomkraftwerk aufwachsen, ein um 60 Prozent erhöhtes Risiko (haben), an Krebs zu erkranken. Ihr Risiko, an Leukämie (Blutkrebs) zu erkranken, ist sogar um 120 Prozent erhöht – also mehr als doppelt so hoch als bei Kindern, die nicht in der Nähe eines Atomkraftwerks wohnen. Leukämie gehört zu den Krebsarten, die besonders leicht durch radioaktive Strahlung hervorgerufen werden. Selbst im Abstand von 50 Kilometern von einem AKW ist das Krebsrisiko bei Kindern noch erhöht. Die Ergebnisse der epidemiologischen Untersuchung sind im Nahbereich statistisch sogar hoch signifikant. Das bedeutet, dass die nachgewiesene Häufung von Krebsfällen rings um Atomkraftwerke nicht durch Zufall erklärt werden kann. Bundesweit sind in den Jahren 1980 bis 2003 bis zu 275 Kleinkinder nur deshalb an Krebs erkrankt, weil sie in der Nähe eines Atomkraftwerks wohnten.“ (Atomkraftwerke machen Kinder krank, IPPNW/ausgestrahlt, 5. Überarbeitete Auflage, Juli 2011)

Und schon vor der Nutzung sorgt die Atomkraft für verheerende Schäden. Bereits beim Abbau des Urans entsteht über 99% Abfall, der mehr oder weniger radioaktiv auf verschiedene Art und Weise übrig bleibt und untergebracht oder gelagert werden muss. Erst wird das unbrauchbare Gestein aussortiert (ca. 99 Prozent). In Frankreich gab es erst vor kurzem einen Aufschrei der Empörung, als klar wurde, dass Gestein aus dem Uranabbau zum Hausbau verwendet wurde. Dann wird aus dem restlichen Gestein mit chemischen Prozessen das Uran ausgelöst. Zurück bleiben giftige Flüssigkeiten, sogenannte Tailings, in kilometerweiten Becken. Die Tailings setzen noch über tausende Jahre bis zu 85% ihrer ursprünglichen Radioaktivität frei und verseuchen gerade in Australien, USA oder Afrika indigene Stämme über Winde oder Grundwasser. Das gewonnene Uran muss dann getrennt werden in spaltbar und unbrauchbar. Das unbrauchbare, sogenannte depleted uranium, wurde aus Gronau in Deutschland zum Teil nach Russland geliefert und dort unter freiem Himmel gelagert. Es taucht aber auch in Uranmunition wieder auf, die im Balkankrieg und im Irakkrieg genutzt wurde und so ganze Genpools der ortsansässigen Bevölkerung irreversibel zerstört hat. Dann folgen die Nutzung und die sogenannte Wiederaufbereitung. Beides sind Verarbeitungsschritte mit hohem Risikopotential und vielen Störfällen. Am Ende steht die ungeklärte Endlagerung für Jahrmillionen.

Es zeigt sich also, wenn Ihre biblische Darstellungsweise mit Fakten untermalt wird, dass die Perspektive von Ihnen mit teuflischen Verdrehungen, Verharmlosungen und Falschinformationen gespickt ist. Wir sollten stolz und dankbar sein, dass Deutschland die Erneuerbaren Energien so sehr unterstützt hat, dass sie mittlerweile weltweit marktfähig sind.

Was ist der Blackout des Monats?

Der Blackout des Monats (BOM) kürte irritierende Bemerkungen aus Politik und Wirtschaft zum Thema Strommarkt und Energiewende.
Pokal war eine Taschenlampe mit Dynamo, die dem „Gewinner“ künftig als wegweisendes Licht und Sicherheit dienen sollte.
Viele interessierte Bürger suchten Zitate des laufenden Monats. In der Nacht auf den ersten Werktag des Folgemonats wurde der BOM jeweils gekürt.